Wie genau im letzten Herbst (2023) die Idee entstand, unsere Vereins-LS4b mit den so genannten Neo-Winglets auszurüsten, ist kaum noch nachzuvollziehen: Geschuldet war es auf jeden Fall dem Wunsch, die Sexyness unseres vor allem bei Flugschülern beleibten Einsitzers weiter zu erhöhen, nachdem das Cockpit bereits zuvor von Pablo aufgewertet wurde. Also wurde Kontakt mit unseren Altdorfer Kollegen (sie hatten die von DG Flugzeugbau erhältlichen Neo-Winglets an deren LS4 im Winter zuvor installiert) aufgenommen, um sie nach dem Aufwand der auf uns zukommenden Arbeiten zu fragen. Daraufhin wurde naiverweise (man könnte auch sagen, aus einer Bierlaune heraus 😉 ) entschieden, das Projekt in Angriff zu nehmen. Kurz noch den restlichen Vorstand überzeugt, dass die 3.500 € für den Winglet-Bausatz gut investiertes Geld seien (samt komplettem Einbau seitens des Herstellers DG hätten die Kosten für den Winglet-Umbau stolze 10.000 betragen). Anfang Oktober 2023 wurde der Bausatz für die Neo-Winglets dann kurzerhand bestellt.
In der Zwischenzeit zwischen Bestellung und Lieferung des Bausatzes galt es, beim badischen Sportbund entsprechende Fördergelder für die Umrüstung zu beantragen, unseren Segelflug-Prüfer miteinzubeziehen und bei unserem Landesluftfahrtverband den Umbau genehmigen zu lassen. Nach gefühlt 10 Ordern Formularen war dieses Paperwork dann auch „vom Tisch“..
Anfang Dezember war es endlich so weit: Der Winglet-Bausatz wurden vom Hersteller DG Flugzeugbau geliefert. Sobald die Einbauanweisung studiert war, wurde jedoch das volle Ausmaß an Arbeiten ersichtlich. Die naive Vorstellung, man könnte den ganzen Umbau einfach mal so an einem verlängerten Wochenende erledigen, verflüchtigte sich schlagartig. Gleichzeitig war das Ziel gesetzt: Der Flieger sollte zum Osterfluglager ab Anfang April des kommenden Jahres wieder in der Luft sein.
Dementsprechend wurde als erste, praktische Amtshandlung den Altdorfern Christoph Piles und Kristopher Kurz an deren Flugplatz ein Feierabendbesuch abgestattet, um sich deren Schablone zum Abschneiden der Flächenenden auszuleihen, und um unser doch beträchtliches Wissens-Delta in Sachen „Verarbeitung faserverstärkter Verbundwerkstoffe“ auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Außerdem wurden die restlichen Materialien (vor allem GFK, Harz und Härter, wen wundert es?) bestellt, um Anfang des kommenden Jahres 2024 mit den eigentlichen Arbeiten loslegen zu können.
Als vorbereitende Arbeit galt es bis Ende des Jahres 2023 noch, sich um den Ausbau der alten Wassersäcke in den Flächen zu kümmern, was für den Winglet-Anbau nötig ist. Hierbei die große Überraschung: Beim Ausbau bzw. nach Studium unserer Flugzeug-Akten stellte sich heraus, dass in dem Flieger bereits der neue Typ an Wassersäcken verbaut war, so dass die Wassersäcke tatsächlich in den Flächen bleiben konnten. Der abschließende Test auf deren Dichtigkeit zusammen mit Martin verlief zum Glück nicht feucht-, sondern nur fröhlich. Außerdem konnte unser Youngster Odhin überredet werden, über den Winter seine Qualitäten als Walldorfschul-Absolvent unter Beweis stellen, um bis zum Frühjahr Schutzhüllen zum Verstauen der Winglets im abgebauten Zustand anzufertigen.
Wir schreiben den 6. Januar 2024, als das LS4-Neo-Winglet-Projekt seinen unumkehrbaren Verlauf nahm: Die Enden der Flügel wurden unter heftigem Adrenalin-Ausstoß von Martin bzw. mir abgesägt. Kurz und Krass. Für mich gab es ab jetzt abends nach Feierabend und an den Wochenenden vor dem Schlafengehen nur noch einen Ort, Die Werkstatt. Verallgemeinernd wiederholte sich das Prozedere für die vielen, kommenden Arbeitsschritte in etwa wie folgt:
- Christoph von den Altdorfern per Telefon nerven bzw. für den konkreten Arbeitsschritt um Rat fragen,
- Das Einzuharzende vorbereiten,
- Einharzen und über Nacht aushärten,
- das Eingeharzte zuschleifen,
- ….und von vorn.
Ende Februar nahmen die abgeschnittenen Flächenenden dann tatsächlich Gestalt an. Daher war es jetzt an der Zeit, sich um die Winglets selbst zu kümmern, schließlich waren sie im ausgelieferten Zustand weder lackiert noch an die exakte Flügelform angepasst. Zum Glück war ab Anfang März unser vereinsinterner GFK-Experte Helmuth wieder im Lande und brachte sich sofort mit vollem Elan ein, um genau diese Schritte hinter sich zu bringen.
Die von den Altdorfern ausgeliehene Schablone hatte nun ausgedient und wurde dementsprechend artgerecht im Falken per Luftpost von Dübel und Rebecca zurück nach Altdorf gebracht.
Ein besonderer Moment (…,der laut Einbauanweisung 8 Stunden zu dauern hatte) bestand im so genannten Tempern (dem Aussetzen der entsprechenden Stellen einer Temperatur von 55° C) der fertig geharzten Stellen. Die hierfür gebaute Zelt-Konstruktion sah abenteuerlich aus und kostete mich aus Sorge, dass sich irgendetwas entzündet, eine schlaflose Nacht. Letztendlich tat die Konstruktion aber gute sehr gute Dienste.
Mittlerweile hatte Odhin auch die Schutzhüllen komplett angefertigt und das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen.
Die weiß gestrichenen und geschwabbelten Winglets sahen bereits Hammer aus, aber das Sahnehäubchen wurde von Sven in Form von aufgeklebten Farbstreifen aufgesetzt.
Jetzt sprach nichts mehr gegen die Prüfung der Neo-Winglets bzw. des Fliegers durch unseren Prüfer Harald, was maßgeblich durch unseren LS4-Flugzeupaten Frank koordiniert wurde. Ergo: Pünktlich zum Osterfluglager konnte die LS4 mit ihren neuen „Ohren“ im bewährten F-Schleppgespann Schackert – Büker abheben, so dass sie sich jetzt LS4b-Neo nennen darf. Die zuvor schon guten Flugeigenschaften sind nun einfach ein Genuss!
In Summe wurde ein stolze Anzahl an Arbeitsstunden in dieses Projekt investiert, es waren insgesamt wohl deutlich mehr als 200. Ein besonderer Dank gilt hierbei unserem Altdorfer Kollegen Christoph Piles, unserem Prüfer Harald und unserem LS4-Tuning-Team, bestehend aus Martin, Odhin, Helmut, Sven, Frank, Pablo, Dübel und meiner Wenigkeit (flo).